Über einhundert Berater aus Handwerks-Kammern und Fachverbänden waren für eine zweitägige Fortbildung nach Konstanz ins Bodenseeforum gekommen. Der baden-württembergische Handwerkstag ist assoziiertes Mitglied im Forschungsprojekt INSPECTION und hat also schon früh die Relevanz des Projekts für Handwerksbetriebe erkannt. Im Vortrag wurden die Gefahren, aber auch die Chancen der Webseitenhackings gerade auch in der Beratung aufgezeigt,
Das Beratungsangebot der Kammern und Fachverbände ist breit gefächert von Digitalisierungsberatung über wirtschaftliche Beratung, Umweltberatung und IT-Sicherheitsberatung.
Die IT-Sicherheitsbotschafter im Handwerk unterstützen Handwerksbetriebe bei allen IT-Sicherheitsmaßnahmen. Sie kennen ihre Branche und deren Anforderung und liefern pragmatische Lösungen für die IT-Sicherheit.
Die Task Force „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“ ist eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, die vor allem kleine und mittelständische Unternehmen für IT-Sicherheit sensibilisieren und dabei unterstützen will, die Sicherheit der IT-System zu verbessern.
Im Vortrag von Herrn Feist von der mindUp GmbH ging es darum aufzuzeigen, dass gerade für Handwerksbetriebe das Hacking der Webseite eine sehr reale Gefahr darstellt. Mit vielen Beispielen aus unterschiedlichen Branchen wurde plausibel gemacht, dass es jeden treffen kann und trifft, der eine Webseite als einmaliges Projekt begreift und „vergisst“ durch Sicherheitskopien, regelmäßige Updates und der Vermeidung von Sicherheitslücken Gefahren gering zu halten. Der nächstgelegene akute Hackingfall betraf eine Konstanzer Firma, die nur wenige Hundert Meter vom Veranstaltungsort ihren Sitz hat. Die Webseite dieser Firma ist bereits seit 18 Monaten gehackt und verlinkt vermeintliche Angebote eines Pharma-Fake-Shops.
Neben den Gefahren wurde aber auch aufgezeigt, dass diese Hackingvorfälle auch eine Chance sein können: Für Handwerksbetriebe ist die Webseite in der Regel getrennt vom inneren IT-System, der Schaden für den Geschäftsbetrieb damit bis auf die Rufschädigung und die Haftungsrisiken durch die Verlinkung von missbräuchlichen Drittseiten zunächst gering. Die Chance besteht darin, durch diesen Hackingfall die Thematik IT-Sicherheit Ernst zu nehmen und für die Zukunft Standards zu schaffen.
Verwiesen wurde dabei auf das IT-Grundschutzprofil für Handwerksbetriebe, das gemeinsam vom ZDH und der BSI entwickelt wurde.
Ein agiles Vorgehen stellt der Sec-O-Mat der TISiM (Transferstelle IT-Sicherheit im Mittelstand) dar. Unter https://sec-o-mat.de werden kurze Fragen zur Ausgangssituation gestellt und dann konkrete, schrittweise Handlungsempfehlungen gegeben.
Der neue Beratungsstandard nach DIN SPEC 27076 ist eine dritte Möglichkeit mit geringen Kosten im Thema IT-Sicherheit voranzukommen.
Neben der Chance für Handwerksbetriebe aufgrund solcher Vorfälle die eigene Sicherheitsstrategie aufzubauen, sprach Herr Feist auch die Kammern an: Hackingfälle werden im Projekt normalerweise durch die fortwährende Analyse von Suchmaschinenergebnissen gewonnen. Möglich ist aber auch, Webseiten der Betriebe eines Fachverbands oder einer Kammer proaktiv zu prüfen. Dies wurde beispielsweise schon für den Fachverband Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg (assoziierter Partner bei INSPECTION), die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main und die Handwerkskammer Cottbus durchgeführt.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Form der Prüfung liegt darin, dass die gehackten Betriebe dann auch durch Ihre Kammer informiert werden können, anstatt dass der Vorfall z.B. an die Polizei gemeldet wird. Durch die Beraterstruktur kann dem Betrieb dann auch Unterstützung bei der Behebung und Planung der künftigen Sicherheitsstrategie gegeben werden.
Als Nebeneffekte fallen auch Informationen an, wie es um die Datenqualität der der Webseitenverwaltung der Betriebe bei der Kammer steht und es zeigt sich häufig, dass auch noch einfache Thematiken wie das Umstellen der Webseite von http auf https durch die Betriebe akut sind. Und dies hat dann wiederum Relevanz nicht nur für die Sicherheit der Webseite, sondern auch für die Sichtbarkeit des Unternehmens in der Suchmaschine für Kunden und künftige Mitarbeiter.
Interessierte Kammern und Fachverbände können sich gerne an [email protected] wenden, um gemeinsam eine solche kostenlose proaktive Analyse für die eigenen Betriebe durchzuführen.